CoC-Zertifizierung in der Forst- und Holzwirtschaft: Schwachstellen und Traceability-basierte Lösungsansätze
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Konsumenten achten verstärkt darauf, dass das in der Holzwirtschaft verwendete Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern stammt. Um den Nachweis darüber zu erbringen, wurden Chain-of-Custody (CoC)-Zertifizierungssysteme entwickelt. Bei deren praktischer Umsetzung bestehen jedoch Schwachstellen, die in dieser Arbeit aufgezeigt werden sollen. Zur Lösung der Schwachstellen wird ein vierschichtiges Architekturmodell für Traceability Systeme entwickelt. Es zeigt sich, dass eine solche Systemarchitektur die Identifikation, Trennung und Dokumentation von zertifiziertem Holz bei der CoC-Zertifizierung verbessern kann. 1 Bedeutung der CoC-Zertifizierung in der Forstund Holzwirtschaft Deutschland übernimmt die Vorreiterrolle bei der Erhaltung und Erweiterung einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung [Ho07]. Nachhaltige Waldbewirtschaftung bezeichnet die umweltgerechte, sozialverträgliche und wirtschaftlich tragfähige Bewirtschaftung der Wälder für gegenwärtige und zukünftige Generationen [PEFC01]. Kritische Medienberichte zum Thema illegaler Holzeinschlag und Boykottaufrufe durch Nichtregierungsorganisationen führten in der Vergangenheit zu einer Sensibilisierung der Verbraucher. Diese fordern verstärkt Sicherheit darüber, dass das in der holzverarbeitenden Industrie verwendete Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern stammt [PEFC01]. Um bestehende Absatzmärkte zu erhalten und neue zu erschließen, müssen die Unternehmen der holzverarbeitenden Industrie dies über die gesamte Wood Supply Chain hinweg vom Forstunternehmen bis zum Fertigwarenhersteller belegen können. Hierfür wurden Zertifizierungssysteme entwickelt, die eine CoC-Zertifizierung ermöglichen. Die CoC ist ein Traceability System für Holz über alle Verarbeitungsstufen hinweg, das sicherstellt, dass der gesamte Materialfluss lückenlos dokumentiert und überwacht wird [NS05]. Die Zertifizierung dient als Beleg dafür, dass vorgegebene Standards eingehalten werden. Effektive CoC-Zertifizierungssysteme basieren auf den Prinzipien Identifikation, Trennung und Dokumentation von zertifiziertem Holz [DKN03]: Unternehmen müssen sicherstellen, dass Holz aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung stets identifizierbar bleibt, von nicht zertifiziertem Holz getrennt gelagert wird und die Holzherkunft lückenlos dokumentiert ist. Bei der praktischen Umsetzung dieser Prinzipien bestehen Schwachstellen, die dazu führen, dass illegal geschlagenes Holz als zertifiziertes verkauft werden kann und die Zertifizierungssysteme somit ihr Ziel nicht erfüllen. In dieser Arbeit werden die Schwachstellen aufgezeigt und IT-basierte Lösungsansätze hierfür entwickelt. 2 Praktische Umsetzung der CoC-Zertifizierung Generell lassen sich zwei Methoden bei der praktischen Umsetzung der CoC-Zertifizierung unterscheiden [PEFC10]. Bei der Methode der physischen Trennung sollen holzverarbeitende Unternehmen sicherstellen, dass das zertifizierte Holz während des gesamten Produktionsund Handelsprozesses von nicht zertifiziertem Holz getrennt gehalten wird und somit identifizierbar bleibt. Die Prozentsatzmethode hingegen wird angewandt, wenn es zu einer Vermischung mit nicht zertifiziertem Holz kommt. Die Unternehmen bestimmen hierbei den prozentualen Anteil des zertifizierten Holzes bei den Rohstoffen und dürfen maximal diesen Anteil ihrer Fertigprodukte als zertifiziert ausweisen. Die CoC-Zertifizierung kann erfolgen, sobald die Anforderungen des jeweiligen Zertifizierungssystems erfüllt sind. Die Zertifizierungsanforderungen betreffen die Umsetzung der o. g. Methoden, aber auch das zur Dokumentation und Kontrolle notwendige Managementsystem [PEFC10]. Basierend darauf werden im Rahmen der Zertifizierung die internen Prozesse und Materialflüsse eines Unternehmens geprüft. Nach der erstmaligen Zertifizierung werden zudem regelmäßige, meist jährliche Folgeprüfungen durchgeführt. 3 Schwachstellen bei der praktischen Umsetzung Entlang der Wood Supply Chain (s. Abb. 1) gibt es mehrere Kontrollpunkte, an denen es zur Vermischung von Holz aus zertifizierten und nicht-zertifizierten Quellen kommen kann. Grund hierfür sind technische Grenzen bei der physischen Trennung der Rohstoffe. Als besonders kritisch wird die Situation auf dem Rundholzplatz bei Sägewerken angesehen [SG04]. Nach der Anlieferung im Sägewerk wird das Rundholz abgeladen, vermessen, nach der Länge, dem Durchmesser und der Qualität sortiert. Spätestens ab diesem Zeitpunkt ist eine Zuordnung des Rundholzes zu dem jeweils liefernden Waldbesitzer nicht mehr möglich. Zudem können die bei der Produktion anfallenden Nebenprodukte nicht nach Lieferanten getrennt werden. Dies verletzt die o. g. CoC-Prinzipien. Stand der Technik ist immer noch die papierbasierte Rückverfolgbarkeit von Holz, die mit der Farbenund Hammermarkierung einzelner Holzstücke verknüpft wird [Sa06]. Eine erhebliche Gefahr von Fälschungen und Betrug ist dadurch zu jedem Zeitpunkt und an jeder Stelle der Supply Chain gegeben. Zudem fokussieren Zertifizierungssysteme bisher auf die interne Traceability und die dokumentenbasierte Kommunikation mit den direkten Partnern in der Supply Chain. Diese sequenzielle Informationsweitergabe schließt eine direkte End-to-End-Kommunikation aus. Dadurch ist es unmöglich für Händler und Endkonsumenten, das Produkt bis zum Forstbetrieb zurück zu verfolgen. 4 Verbesserte Traceability-Systeme als Lösungsansatz Um die Rückverfolgbarkeit von Holz zu verbessern, die Verfälschung von Dokumenten zu bekämpfen sowie die physische Trennung durch die eindeutige Identifizierung von Holz zu ersetzen, ist ein verbessertes Traceability System erforderlich. Anstatt des verketteten Systems soll ein integriertes entwickelt werden, das einen direkten Zugriff auf relevante Daten für alle Teilnehmer entlang der gesamten Wood Supply Chain ermöglicht. Es enthält eine zentrale Datenbank bzw. dezentrale Datenbanken, in welche die Teilnehmer die Daten einspeisen. Diese Daten ermöglichen die genaue Angabe der Rohstoffherkunft. Das System basiert dabei auf einer vierschichtigen Architektur (Abb. 1).
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